Die folgende Projektskizze habe ich geschrieben, um konkret eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie man einen Teil der wenigen noch vorhandenen Kornspeicher im Schwarzwald retten könnte. Damit habe ich mir bei der Denkmalpflege BW unerfreuliche Gespräche eingehandelt und auch aus anderer Ecke (Architekten) überhebliche Ratschläge bekommen. Sei es drum, ich habe nicht nur geschrieben, sondern zwischenzeitlich drei Speichergebäude auf eigene Kosten geborgen, eingelagert und so, der schon kreischenden, bäuerlichen Kettensäge entrissen.
Insgesamt ist der historische Baubestand des Schwarzwaldes in hohem Maße gefährdet. Die typischen Bauernhof-Ensembles, bestehend aus dem Eindachhof mit Nebengebäuden, wie Kornspeicher, Mühle, Säge, Kapelle sind vom endgültigen Verschwinden bedroht. Was das für das Erscheinungsbild des Schwarzwaldes insgesamt und damit dem ländlichen Qualitätstourismus bedeutet, ist noch nicht absehbar.
In den letzten Jahren verschwinden zunehmend und zwar mit steigender Geschwindigkeit, die Schwarzwälder Kornspeicher. Diese einstmals wichtigen Kleinbauwerke, zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und Wertsachen, haben schon längst ihre ursprüngliche Bestimmung verloren. Nach untergeordneten Umnutzungen und mangelnder Bauunterhaltung sind die meisten noch existierenden Exemplare in desolatem Zustand und stehen vor ihrem Ende.
Dabei wären diese raffinierten und schönen, in zahlreichen oft ähnlichen Varianten, errichteten Gebäude, als Kleinstferienwohnungen ideal umzunutzen.
Gedacht ist die Aufstellung von instandgesetzten Kornspeichern in Gruppen von ca. 6-12 Gebäuden in der Nähe einer Basisstation, die die nötige Infrastruktur vorhält. Die Speicher selbst bleiben soweit als möglich ursprünglich und prinzipiell einfach, verfügen aber über eine Kochstelle, Aufenthaltsraum und entsprechende Schlafplätze. Die wohlüberlegte Anordnung der Gebäude auf einem idyllischen, naturnahen und abwechslungsreichen Gelände hat höchste Priorität. (Wiese, Wald, Wasser)
Die Zielgruppe der Nutzer, überwiegend Erwachsene mit Kindern, wünscht sich einen Aufenthalt in der Natur , einfachste Lebensbedingungen begreift sie als Herausforderung und Bereicherung. Das sind Menschen die in den Ferien eine echte Alternative zum täglichen Leben suchen und die Kindern etwas zeigen wollen, was es sonst nicht mehr gibt. Eine momentan stark wachsende Zielgruppe.
Für den Betrieb solcher Anlagen sind verschiedene Unternehmensformen möglich..
Im Bestand gefährdete Kornspeicher werden erfasst. Die Erhaltung in situ wird geprüft. Ist diese Möglichkeit nicht zu realisieren, wird eine Bauaufnahme erstellt, die auch die standörtlichen Gegebenheiten erfasst um eine eventuelle Rückkehr des Speichers an seinen ursprünglichen Standort zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen.
Die abgebauten Speichergebäude werden durchrepariert und unter größtmöglicher Schonung der Originalsubstanz für ihre neue Nutzung als Kleinstferienhäuser modifiziert. Die baulichen Veränderungen werden schriftlich dokumentiert
Die Aufstellung der Speicher erfolgt beispielsweise im Umfeld eines vorhandenen historischen Gebäudes, das die nötigen sanitären Anlagen und andere Gemeinschaftseinrichtungen aufnimmt. Die gewachsene Situation eines Bauernhauses in Alleinlage ist ebenso denkbar wie die Positionierung um ein neu errichtetes, evtl. auch wiederaufgebautes historisches Versorgungsgebäude auf einem neu erschlossenen Gelände.
Auf diese Weise entsteht ein für den Schwarzwald neues, attraktives touristisches Angebot , das auch die Belange der Denkmalpflege berücksichtigt. Die Kornspeicher finden durch eine angemessene Umnutzung eine neue Aufgabe und bleiben damit der Nachwelt erhalten. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit der Translozierung an ihren ursprünglichen Standort, wenn sich dort die Bedingungen entsprechend positiv verändert haben.
Die für die Nutzung als Kleinstferienhäuser nötigen baulichen Veränderungen an den Kornspeichern könnten in einem Architekturwettbewerb beispielhaft und öffentlichkeitswirksam gefunden werden.
Das Gesamtvorhaben wird aufgrund seiner Einzigartigkeit im Schwarzwald eine starke Beachtung finden und sich hervorragend medienwirksam darstellen lassen.
Der Autor dieser Projektidee musste während der letzten vier Jahre, allein in seinem engsten Lebensumfeld (30 km), den endgültigen Abgang sechs solcher Nebengebäude schmerzlich miterleben. Aus anderen Gegenden des Südschwarzwaldes sind noch dramatischere Zahlen bekannt.